Lesung mit Musik

Shigemi Ideguchi
Singvögel und Raben waren auch nicht mehr da
Bericht aus dem Zentrum der Atombombenexplosion

 

Schwestern bewegten sich wie Samen des Löwenzahns, Nachtwandlerinnen gleich, zwischen ihren am Boden liegenden Kolleginnen, wie Geister zwischen umgeworfenen Grabsteinen. Manche blieben, vielleicht erblindet, stehen, manche bewegten sich orientierungslos auf der Stelle. Keine hatte die Kraft, den anderen zu helfen. Keine weinte oder schrie. Bis gerade waren sie noch in Reih und Glied marschiert, nun waren sie wie Grashüpfer überall verteilt.
Das waren Höllenbilder ohne Höllenlärm.
Das waren Höllenbilder in angstvoller Stille.

 

 

Shigemi Ideguchi (1919-2001) hat den Atombombenabwurf am 6. August 1945 auf Hiroshima aus nur 500 Metern Entfernung erlebt und überlebt. Er hielt seine Erinnerungen in einem Tagebuch fest. Der Autor schildert nicht nur die Zerstörung von Gebäuden und Natur, sondern auch die Auswirkungen der atomaren Verstrahlung auf Körper und Seelen der Opfer. Angesichts der zähen Verhandlungen über die Eingrenzung der Verbreitung von Atomwaffen hat dieses Buch nach wie vor nichts an Aktualität verloren.

 

Shigemi Ideguchi studierte Jura in Osaka und Tokyo. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zum Dienst als Soldat in die Kaiserliche Japanische Armee einberufen.
Am 6. August 1945 erlebte er aus nächster Nähe den Atombombenabwurf auf Hiroshima. Seine sehr persönlichen Eindrücke und Erinnerungen an dieses Ereignis und seine Auswirkungen veröffentlichte er 1989 in Japan.

 

Rima Ideguchi, geboren und aufgewachsen in Kyoto, kam 1998 zum Studium mit Hauptfach Posaune nach Deutschland. Unterrichtet wurde sie sowohl an der HfM Detmold, Abt. Dortmund, als auch an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Nach mehreren Stationen in verschiedenen Orchestern erteilt sie Posaunenunterricht im Musikprojekt der Rudolf-Steiner-Schule Bochum- Langendreer und an der Technischen Universität Dortmund.

 

Fabian Liedtke hat an der HfM Detmold Abt. Dortmund Posaune studiert.

Er unterrichtet an der Musikschule Bochum.

 

Anlässlich des 70. Jahrestages des Bombenabwurfs haben die Enkelin des Autors, Rima Ideguchi, und ihr Ehemann Fabian Liedtke das Buch ins Deutsche übertragen und seit 2015 bundesweit 26 Lesungen veranstaltet.

Beide spielen außerdem im Posaunentrio Buccinate, das von 2011-2019 bei jährlich stattfindenden Benefizkonzerten 22.811,50 fürdas Projekt Hilfe für Japan der Deutsch- Japanischen- Gesellschaft Dortmund gesammelt hat.

Das Projekt hat Kindern, die nach der Erdbeben-, Tsunami- und Reaktorkatastrophe weiterhin im verseuchten Gebiet von Fukushima leben mussten, Erholungsfreizeiten fernab von radioaktiv verstrahlter Umgebung ermöglicht. Bei diesen Freizeiten konnten die Kinder sich unbeschwert draußen bewegen und wurden medizinisch untersucht.

Durch die Unterstützung von syrischen Familien seit dem Jahr 2015 bei Behördengängen, dem Erlernen der deutschen Sprache und auch finanziell bei der Anschaffung von Schulausstattung ist der Kontakt zur Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V. entstanden, für die das Posaunetrio Buccinate ebenso wie für eine Schule in Freetown im afrikanischen Land Sierra Leone Spenden sammelt.

 

 

 

Posaune: Rima Ideguchi

Lesung: Fabian Liedtke